Blogbeitrag vom 1. April 2022

der koloss und sein toter winkel

Unfälle mit LKW passieren häufig beim Abbiegen und im schlimmsten Fall wird dabei jemand schwer verletzt oder getötet. Der häufigste Grund ist Fehlverhalten. LKW-Fahrerin Stefanie Helth gibt Einblick in ihre Perspektive.

Ich bin seit 10 Jahren LKW-Fahrerin und so gut wie jeden Tag auf Vorarlbergs Straßen unterwegs. Das kann richtig anstrengend sein, besonders im Frühling, wenn die Rennräder und E-Bikes wieder aus dem Winterquartier geholt werden. Ein großes Problem ist das Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer:innen. Manche glauben, dass wir zum Spaß rumfahren und vergessen, dass ohne LKW das Material nicht zu den Baustellen kommt, keine Häuser gebaut werden können, etc. Wir werden oft geschnitten und sind die Bösen im Straßenverkehr. Dabei sind genau wir auf die Unterstützung anderer angewiesen, weil unsere Sicht in der Kabine extrem eingeschränkt ist.

Ich musste das selbst erleben: Ich fuhr auf eine Ampel zu, reihte mich zum Rechtsabbiegen ein und war die Einzige auf meiner Seite der Kreuzung. Es wurde grün, ich warf einen Blick in die Spiegel und fuhr los. Im nächsten Moment spürte ich, dass etwas nicht stimmte – es war mehr ein Gefühl, eine Ahnung. In den Spiegeln war nichts zu sehen, also stand ich in der Kabine auf und da sah ich ein Moped auf der Straße liegen. Ich bin gleich runter, um zu helfen. Das Moped hatte zum Glück nur eine Schramme und der Fahrerin war nichts passiert. Ihr war wie vielen gar nicht bewusst, dass ich sie im toten Winkel nicht erkennen konnte.

Die Schwächste und die Stärksten sollten aufeinander aufpassen.

Mein Tipp für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen: den Blickkontakt suchen, um sicherzugehen, dass ich sie gesehen habe und im Zweifelsfall kurz warten. Besonders wenn sie unmittelbar neben mir stehen und der LKW aus dem Stand anfährt. Manchmal nutzen Rennrad- und E-Bike-Fahrer:innen die Straße statt dem Radweg. Mit geladenem LKW ist das Überholen dann eine Herausforderung, weil ich mehr Zeit und Abstand brauche. Ich würde mir wünschen, dass darauf mehr Rücksicht genommen wird, auch wenn das manche Radfahrer:innen nicht tun. Das liegt auch an ihrer Anonymität im Straßenverkehr. Anders als Autos und LKW brauchen sie keine Kennzeichnung.

Ich finde, die Schwächsten und die Stärksten sollten auf der Straße viel besser aufeinander aufpassen. Es gibt eine Gruppe von Menschen, die das unglaublich gut macht: Kindergartenkinder. Die schauen zu mir in die Kabine und warten am Zebrastreifen wirklich, bis sich das Rad des LKW nicht mehr dreht. Diese gegenseitige Rücksichtnahme könnten sich manche Erwachsene als Vorbild nehmen.

Die Geschichte wurde von Veronika Mennel verfasst.

WIR ALLE SIND UNFALLPRÄVENTION
25 Jahre Sicheres Vorarlberg

Wir feiern 2022 unser 25-jähriges Bestehen und nutzen das Jahr, um das Thema Unfallprävention mehr in´s Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn jeder kann und macht Unfallprävention auf vielfältige Weise. Wir als Organisation möchten  zusätzlich anregen und unterstützend mithelfen.

Daher stellen wir euch jeden Monat eine neue Persönlichkeit vor, die ihre Geschichte erzählt. Die Geschichten über Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse zeigen, wie viel wir alle zu einem sicheren Vorarlberg beitragen können.

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