Ratgeber

Tipps zum Wandern

Gut vorbereitet in den Bergen unterwegs

Der Erfolg einer Wanderung hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Der Großteil dieser kann aber ganz leicht beeinflusst werden. Hier haben wir dir einige Tipps zum Wandern zusammengestellt. So macht die nächste Bergtour nicht nur Spaß, sondern du kommst auch unfallfrei nach Hause.

Jährlich verunglücken im Durchschnitt 100 Wanderer in Österreich tödlich. Meist treffen Einflussfaktoren aufeinander, welche nicht zusammen passen. So besteigt z.B. ein nicht trittsicherer Wanderer einen rot-weißen Wanderweg. Oder eine lange, steile Tour trifft auf einen Bergsteiger mit schlechter körperlicher Kondition.

Um dies zu verhindern, gibt es den PEAK – Bergcheck. Dieser Check unterstützt dich bei der Tourenplanung und Durchführung einer Wanderung. Er wurde von der bfu (Beratungsstelle für Unfallverhütung / Schweiz) entwickelt. Von Sicheres Vorarlberg in Zusammenarbeit mit den Alpinorganisationen wurde er angepasst und veröffentlicht.

PEAK Bergcheck

PEAK steht für Planung, Einschätzung, Ausrüstung und Kontrolle und soll dir dabei helfen nichts zu vergessen. Hier findest du viele weitere Tipps zum Wandern als Orientierungshilfe für die nächste Tour.

Wanderungen planen

Beim Wandern wird oft auf die Planung vergessen. Dabei ist sie die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen und unfallfreien Tag in den Bergen. Du solltest dich also vorab mit einigen Fragen beschäftigen:

  • Mit wem bin ich unterwegs? (Gruppengröße, Kondition, Alter, Erfahrung, Können, mentale Grenzen) Am Berg gilt die Grundregel – der/die Schwächste gibt die Strecke und besonders auch das Tempo vor. Schon danach muss ich meine Planung ausrichten. Dies gilt besonders wenn man mit Kinder unterwegs ist. So ist hier oft nicht der Gipfel das Ziel, sondern das, was unterwegs entdeckt wird.
  • Wo ist mein/unser Tourenziel? Habe ich die Gruppe definiert, kann ich mir eine passende Tour/Weg suchen. Die meisten Wanderführer teilen die Wanderungen bereits in Schwierigkeitsklassen ein. Danach kann man sich gut orientieren.
  • Wie viele Höhenmeter und Kilometer sind geplant? Neben klassischen Karten gibt es inzwischen eine Vielzahl an Apps. Diese berechnen verschiedene Daten (z.B. Alpenvereinaktiv, Outdooractive, Komoot, Bergfex, SwissMaps, Locusmap).
  • Wie lange brauche/n ich/wir dafür? Damit man nicht ungeplant in die Dunkelheit kommt, sollte immer etwas mehr Zeit eingeplant werden. Dies gilt besonders wenn man mit Kindern, älteren Personen oder Bergneulingen unterwegs ist. Hier sollte immer ein Zeitpuffer einkalkuliert werden.

Um die Dauer der Tour abzuschätzen, kann man sich überschlagsmäßig die Gehzeit berechnen. Besonders wenn zu einer bestimmten Uhrzeit ein Gewitter vorhergesagt ist, ist dies hilfreich. Bei langen Touren darf auch der Sonnenuntergang nicht vergessen werden.

Als Richtwerte zur Berechnung gilt:
– ca. 300 Höhenmeter (hm) pro Stunde für den Aufstieg
– ca. 500 Höhenmeter pro Stunde für den Abstieg
– ca. 4 Kilometer horizontal pro Stunde

Es werden zuerst die Zeiten für die Höhendifferenzen und für die horizontale Entfernung separat berechnet. Dann wird der kleinere Wert halbiert und dies dann zum größeren Wert addiert.

Als Beispiel:
Tour hat gesamt 1200 hm und 8km
1200 hm : 300 hm (pro Stunde) = 4 h
8 km : 4 km (pro Stunde) = 2 h-> kleinerer Wert : 2 = 1 h
Aufstiegszeit = 4 h + 1 h = 5 h Aufstiegszeit

Nicht vergessen! Auch der Abstieg muss berechnet werden! In diesem Beispiel würde die Berechnung bei gleichem Weg zurück wie folgt aussehen:
1200 hm : 500 hm (pro Stunde) = 2,4 h
8 km : 4 km (pro Stunde) = 2 h-> kleinerer Wert : 2 = 1 h
Abstiegszeit = 2,4 h + 1h = 3,4 h Absteigszeit

Die gesamte Tour dauert dann also:
Aufstieg (5h) + Abstieg (3,4h) + Pausen (wichtig nicht vergessen einzukalkulieren)

ÜBRIGENS: Die Richtzeit auf Wanderwegschildern wird ebenfalls mit diesen Gehzeiten berechnet.

  • Wie wird das Wetter? Auch am schönsten Sommertag können schnell und unerwartet Gewitter aufziehen. Sieh dir daher bereits bei der Planung den Wetterbericht genau an. Denk auch an kältere Temperaturen in höheren Lagen, die Sichtverhältnisse und an den Windeinfluss. Ist es besonders heiß, ist auf entsprechenden Sonnenschutz oder einen frühen Start zu achten. Apps können dir hier behilflich sein (z.B. ZAMGBergfexMeteoSwiss, Meteoblue, etc.).
  • Gibt es noch weitere alpine Gefahren? Steinschlag, Absturzgefahr, Altschneefelder und unwegsame Wege sind in den Bergen Alltag. Tourismusinformationen sind eine gute Anlaufstelle, um dich über die aktuelle Verhältnisse zu informieren.
  • Bestehen Ausweichmöglichkeiten oder Alternativen? Überleg dir immer auch alternative Routen. Schnell ist ein Weg doch schwerer als erwartet oder mit Schneefeldern bedeckt. Auch kann jemand früher als erwartet erschöpft sein.
  • Je nach Tourenart kann es wichtig sein, nachstehende Dinge im Auge zu behalten. Wann fährt die letzte Seilbahn ins Tal? Gibt es Einkehrmöglichkeiten oder die Möglichkeit, Wasser nachzufüllen? 

Angst etwas zu vergessen? Das Tourenplanungsformular vom Alpenverein bietet dir eine gute Möglichkeit, um die nächste Wanderung schematisch zu planen ohne etwas zu übersehen.

Selbsteinschätzung

Ist diese Tour für mich geeignet? Ein großer Teil der Wanderunfälle wird auf eine falsche Selbsteinschätzung zurückgeführt. Daher ist es wichtig, sich vor und auch während der Tour damit zu beschäftigen.
Du bist dir nicht sicher welcher Weg für dich passend ist? Dann mach den Selbsttest.

  • Wie schnell und weit kann ich gehen? Steigere dich langsam und lerne so deine Grenzen kennen. Speziell zum Saisonstart sollte man sich vorsichtig herantasten, den Körper wieder an die Belastung gewöhnen und auch die Trittsicherheit langsam wieder trainieren.
  • Besonders wichtig ist die Wahl der passenden Wegekategorie! In Vorarlberg und in der Schweiz gibt es 3 Wanderwegkategorien: leicht (gelb-weiß markiert), mittel (weiß-rot-weiß markiert) und schwer (weiß-blau-weiß markiert). Im restlichen Österreich orientieren sich die Wegekategorien an den Pistenfarben (blau, rot, schwarz). Beachte, dass nasse Wege schnell deutlich schwerer zu begehen sind.

Für Vorarlberg und die Schweiz gilt:

Gelb weiß = Leicht (Spazier- oder Wanderwege, leicht begehbar, hohe Sicherheit, in der Regel gut ausgebaute Wege, für alle Altersgruppen geeignet)

Weiß rot weiß = Mittel (Bergwanderweg, Schuhe mit griffiger Sohle empfohlen, alpine Naturgefahren, meist naturnah angelegte Wege, Teilstrecken schmal, steinig, exponiert)

Weiß blau weiß = Schwer (Alpiner Steig, Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich, hohe Eigenverantwortung, Steige mit erhöhten alpinen Risiken, nur für Geübte)

Ausrüstung

Der alpine Raum ist unterschiedlich stark ausgebaut und es kann schnell passieren, dass man relativ weit weg von Hütten, Straßen oder Bahnen ist. Daher sollte man auf verschiedene Situationen (z.B. Wettersturz, keine Wasserquelle, Verletzungen) vorbereitet sein.

  • Schuhe: Gutes Schuhwerk verbessert die Trittsicherheit und schützt bzw. entlastet den Fuß. Achte beim Kauf auf eine gute Passform, eine rutschfeste Profilsohle und Wasserdichtheit. Lass dich beim Kauf fachkundig beraten und bedenke, dass deine Füße am späten Nachmittag/Abend anschwellen und dann das Probieren von Schuhen günstiger ist.
    Je nachdem auf welchen Wegen du unterwegs bist, solltest du dein Schuhwerk wählen:
    Feste Sportschuhe mit Profilsohle – für Forststraßen und leichte Wanderwege
    Hohe Wanderschuhe mit Profilsohle – für Bergwege
    Hohe Wanderschuhe mit Profilsohle mit einer gewissen Verwindungssteifigkeit – für schwierige Bergwege mit Altschneefeldern oder Schotterhalden (von steigeisenfesten Bergschuhen ist bei Wanderungen abzuraten)
  • Wanderrucksack: Für die Auswahl des Rucksacks gilt – das Volumen des Rucksacks sollte zur Tour passen, das maximale Ladegewicht sollte 25 Prozent des Körpergewichtes nicht übersteigen. Trage schwere Lasten möglichst körpernah.
  • Getränke und Verpflegung: mind. 1-2 Liter Wasser, Frucht-/Müsliriegel, Studentenfutter oder eine Jause, die einfach schmeckt.
    Tipp: Starte die Tour mit einem reichhaltigen Frühstück.
  • Sonnenschutz: Schütze dich mit Sonnencreme, Kopfbedeckung und Sonnenbrille vor der intensiveren Sonne.
  • Regenschutz / warme Kleidung: Auch im Sommer bei Schönwetter solltest du auf warme Kleidung und Regenschutz nicht verzichten. Empfehlenswert ist das Zwiebelprinzip mit verschiedenen Lagen von Kleidungsstücken, sodass du dich der Temperatur anpassen kannst.
  • Notfall: Es sollte immer ein Erste-Hilfe-Paket und eine Rettungsdecke im Rucksack sein. Ein Biwaksack und eine Stirnlampe empfiehlt sich besonders bei größeren Unternehmungen. Auch ein RECCO Reflektor kann bei einem Sucheinsatz dabei helfen, schneller von Einsatzkräften gefunden zu werden.
  • Mobiltelefon: Im Notfall in Österreich 140 wählen oder 112. Achte auch darauf, dass du immer genügend Akku oder ggf. auch eine Powerbank dabei hast.
  • Orientierung: Eine aktuelle Karte ist zur Orientierung hilfreich, da hier alle vorhandenen Wege eingezeichnet sind. Optimal sind Karten mit dem Maßstab 1: 25 000 und 1: 50 000. Touristische Panoramakarten geben nur ungefähre Auskunft über Gelände und Wegverlauf. Ansonsten gibt es auch gute GPS Apps für dein Handy!
    Tipp: Für die beste Orientierung drehe die Karte so, dass die Richtung dem Gelände entspricht.
Kontrolle bei Wanderungen

Auch während der Tour gilt es, aufmerksam zu sein und die Realität mit der Planung zu vergleichen. Behalte auch immer die ganze Gruppe im Blick – geht es noch allen gut?

  • Pausen: Müdigkeit kann die Trittsicherheit stark beeinträchtigen. Trink, iss und raste regelmäßig, um leistungsfähig und konzentriert zu bleiben.
    Wichtig: Bei einer kurzen Pause – marschiert nicht gleich weiter, wenn ein Nachzügler eingetroffen ist!
  • Wetter:  Behalte das Wetter immer im Auge und kehre bei Schlechtwettereinbruch rechtzeitig um oder suche Schutz. Bleibe aber auf den markierten Wegen.
  • Orientierung und Zeitplanung: Orientiere dich regelmäßig über deinen aktuellen Standort und überprüfe deine Zeitplanung. Nur so kannst du rechtzeitig über Alternativen bzw. Abbruch der Tour entscheiden. Steile Gras-, Geröll- und Schneehänge sind im Aufstieg sicherer zu bewältigen als im Abstieg. Wenn möglich Altschneefelder meiden.
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