UNSER LEITBILD

Die allermeisten Unfälle sind weder Zufall noch Schicksal, sondern hätten leicht vermieden werden können. Denn neben Gefahren der Infrastruktur, wie z.B. ungesicherte Brunnen, liegen die Ursachen fast immer auch im konkreten Verhalten eines Menschen. Und das hat jede und jeder von uns selbst in der Hand. Was vielen leider oft fehlt, ist das Wissen und das Bewusstsein zu den Risiken des Alltags. Das zu ändern, ist unsere zentrale Aufgabe.

Unfallquelle Nr. 1: Risiken falsch einschätzen

Gäbe es das Schulfach „Risiken einschätzen“, in dem würden wir wohl fast alle durchfallen. Wir fürchten uns vorm Flugzeugabsturz und Autounfällen. Dabei ist der riskanteste Ort des Lebens auch im Ländle das eigene Zuhause mit über 12.000 Unfälle pro Jahr, gefolgt von dem, was wir in unserer Freizeit und beim Sport so alles tun mit jährlich rund 9.000 Unglücken. Doch in den Nachrichten lesen und hören wir vor allem von Verkehrsunfällen, obwohl es davon “nur” rund 3.000 pro Jahr gibt.

Unfallquelle Nr. 2: Folgen unterschätzen

„Ja“, denken jetzt vielleicht so manche, „aber daheim und in der Freizeit passiert doch eher nix Schlimmes“. Falsch gedacht! Denn jährlich werden rund 5.800 Vorarlberger:innen* wegen eines Unfalls in Heim, Freizeit und Sport stationär in einem Krankenhaus behandelt. Für 100 Menschen im Ländle endete ein solcher Unfall 2022 sogar tödlich. Die Folgen sind oft gewaltig, für den betroffenen Menschen und dessen Familie aber auch für Wirtschaft und Gesellschaft: Ein Gehalt fällt dauerhaft aus, jemand braucht Pflege, kann den Job nicht mehr machen, muss umgeschult werden …

Sicheres Vorarlberg vermeidet Unfälle

Der beste Unfall ist der, der nie passiert! Genau das ist unser Job bei Sicheres Vorarlberg: Wir vermeiden schwere Unfälle. Im Auftrag des Landes kümmern wir uns seit 1997 vor allem um die sogenannte Primärprävention. Das heißt, wir machen den Menschen bewusst, welche konkreten Risiken für schwere Unfälle in ihrem Alltag lauern und wie sie diese durch ihr Verhalten vermeiden. Wir klären auf, wir bilden aus. So wirksam wie möglich und deshalb mit viel Kreativität und möglichst nahe an den Betroffenen. Von der Kampagne für Kindersicherheit bis zum E-Bike-Kurs für Senior:innen.

* Quelle:  KFV, IDB Austria 2021/22. Akut-Verletzte mit Hauptwohnsitz in Österreich, deren Verletzung stationär in einem Vorarlberger Krankenhaus behandelt wurde. Hochrechnung.

unser auftrag ist klar!

Wir vermeiden Unfälle dort, wo sie am häufigsten und mit den heftigsten Folgen passieren: Zuhause, in der Freizeit, beim Sport sowie im Straßenverkehr. Dafür setzen wir bei einer der wichtigsten Unfallquellen an, nämlich dem Unwissen über und dem Verdrängen von Gefahren und Risiken. Leicht zugänglich vermitteln wir, welche im Alltag konkret lauern und wie man sie bestmöglich vermeidet: Durch das eigene Verhalten und mit ein wenig Übung für Geist und Körper.

Unsere Programme und Kurse gestalten wir auf Basis gesicherter Erkenntnisse, etwa der WHO, zugeschnitten auf die jeweiligen Bevölkerungsgruppen und oft zusammen mit spezialisierten Partner:innen. Dabei berücksichtigen wir schon heute die Risiken von morgen, die sich durch Klimawandel und eine immer älter werdende Gesellschaft ergeben. Mit unserer Erfahrung und unserem Fachwissen unterstützen wir alle, die Unfallrelevantes zu entscheiden haben.

Unsere Werte

Wir leben unsere Werte – Tag für Tag! Sie dienen uns als Handlungsorientierung, Verhaltensmaßstab und Entscheidungsgrundlage.

Werte_Sicheres Vorarlberg

Die 12 Grundsätze für unsere tägliche Arbeit**

Gute Unfallprävention erzielt Wirkung und zahlt sich aus – für die Menschen und für die Wirtschaft. Erfolgversprechend sind Maßnahmen, wenn sie auf einer stringenten Strategie basieren, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen und sich an der Best Practice erfolgreicher Präventionsmaßnahmen orientieren.

Das Wesentliche jahrzehntelanger Erfahrung in der Unfallprävention fassen die „12 Grundsätze für die Praxis“ zusammen. Sie dienen uns als Kompass, wenn es darum geht, Präventionsvorhaben zu entwerfen oder zu bewerten.



		

Die meisten Unfälle gehen glimpflich aus und ziehen keine relevanten persönlichen oder volkswirtschaftlichen Konsequenzen nach sich. Diese Unfälle sollen deshalb nicht im Fokus der Prävention stehen. Kleinere Unfälle und leichte Blessuren gehören zum Leben dazu und dienen der Weiterentwicklung und Sensibilisierung („aus Fehlern lernen“). Der Fokus in der Präventionsarbeit sollte auf folgenschwere Unfälle ausgerichtet werden. Dadurch lässt sich nicht nur persönliches Leid reduzieren, auch die volkswirtschaftliche Belastung durch die Unfallfolgen nimmt ab.

Die Unfallprävention soll in erster Linie dort ansetzen, wo ein tatsächlicher Bedarf besteht – also dort, wo viele Unfälle mit schweren Folgen passieren. Wirksame Präventionsarbeit beginnt daher mit einer statistischen Analyse des Unfallgeschehens. Gleichzeitig sind fundierte Grundlagen zu den Unfallhintergründen und Expertenmeinungen unerlässlich. Trotz der Fokussierung auf das Unfallgeschehen dürfen die subjektiven Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung nicht ausgeklammert werden.

Die beschränkten Präventionsressourcen gilt es auch nach ethischen Abwägungen zu verteilen: Unfälle infolge Fremdgefährdung sollten einen höheren Stellenwert haben als Unfälle infolge Selbstgefährdung. Auch sollten freiwillig bewusst eingegangene Risiken weniger hoch gewichtet werden als unfreiwillig eingegangene. Die Abgrenzung hinsichtlich der Freiwilligkeit ist jedoch nicht immer einfach vorzunehmen und benötigt eine genauere Betrachtung.

Jede präventive Vorkehrung hat ihre Grenzen und Sicherheitslücken. Deshalb reicht eine einzelne Maßnahme oftmals nicht aus, um das gewünschte Sicherheitsniveau zu erreichen – selbst, wenn diese Maßnahme auf eine eng umgrenzte Art von Unfällen abzielt. Vielmehr gilt es, verschiedene, gut aufeinander abgestimmte Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um so eine Absicherung auf mehreren Ebenen zu erzielen. Eine Option besteht darin, dass verschiedenste Organisationen durch ihre Maßnahmen zu einem gemeinsamen Thema beitragen, um eine Mehrfachabsicherung zu gewährleisten.

Prävention sollte idealerweise Unfälle von vornherein verhindern, indem gefährliche Situationen von Anfang an vermieden werden – z. B. durch den Bau eines Radwegs oder die Förderung von Leuchtwesten. Da sich aber nicht alle Unfälle vermeiden lassen, sind auch Maßnahmen notwendig, welche die Unfallfolgen reduzieren – z. B. das Tragen eines Schutzhelms.

Die Verhaltensprävention möchte Menschen zu einem sicheren Verhalten motivieren. Aus- und Weiterbildungen sowie Sensibilisierungsaktionen versprechen Erfolg, wenn sie auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Die Verhältnisprävention zielt darauf ab, Infrastruktur, Systeme und Produkte sicher zu machen. Beide Maßnahmen sind für eine erfolgreiche Präventionsarbeit notwendig. So können eine Ampel, ein Sicherheitsgurt oder ein Radhelm nur Leben retten, wenn durch die Fahrzeuglenkenden die entsprechende Beachtung bzw. Anwendung umgesetzt wird.

Die Unfallprävention kann besonders dann eine große Wirkung erzielen, wenn sie sich an die Gesamtbevölkerung oder möglichst große Bevölkerungsgruppen richtet. So deckt das Kindersicherheitsprogramm (OBACHT), welches sich an alle Erziehungsberechtigten und Eltern von Kindern von 0-6 Jahren richtet, eine große Bevölkerungsgruppe ab. Zudem benötigt es aber auch in diesem Fall Maßnahmen, um die Hochrisikogruppen (z.B. sozial benachteiligte Gruppen) anzusprechen.

Zu den wichtigsten Handlungsfeldern in der Prävention von Verletzungen zu Hause, in der Freizeit und im Sport sowie im Straßenverkehr, gehören die Stärkung der Eigenverantwortung und des Bewusstseins der Menschen sowie die Schaffung eines sicheren Wohn- und Lebensumfelds. Der Einzelne kann selbst Verantwortung für seine Sicherheit übernehmen, wenn er über die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt. Deshalb ist es besonders wichtig, das richtige Werkzeug zur Hand zu haben, damit solche Risikoerfahrungen in einem kontrollierten Rahmen oder im Schonraum gemacht werden können, um dann im Ernstfall bewusst Entscheidungen treffen zu können.

Die Unfallprävention verspricht dann Erfolg, wenn sie auf Evidenz beruht. Dazu gehören statistische Informationen zum Unfallgeschehen, fundierte Erkenntnisse zu den Unfallursachen und Risikofaktoren sowie möglichst verlässliche wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen. Die Expertise von Fachpersonen muss diese Forschungsgrundlagen ergänzen und untermauern.

Präventive Maßnahmen stoßen in der Bevölkerung und Politik auf unterschiedliche Akzeptanz. Gleichzeitig kann die Umsetzung in technischer, finanzieller, gesetzlicher und administrativer Hinsicht viele Hürden mit sich bringen. Die Präventionsarbeit sollte sich deshalb zuerst auf breit akzeptierte und einfach umsetzbare Ansätze konzentrieren. Insbesondere bei aufwendigen und langwierigen Vorhaben müssen vorab mögliche Misserfolge und Fehlinvestitionen fundiert geprüft werden.

Unfallprävention ist ein Querschnittsthema, welches alle Lebensbereiche und -phasen umfasst. Kooperationen wirken sich positiv auf Akzeptanz und Glaubwürdigkeit von Präventionsmaßnahmen aus. Durch gezielte Partnerschaften kann zudem der Zugang zu den Zielgruppen erleichtert werden. Dadurch sind Maßnahmen, die von verschiedenen Akteuren mitgetragen werden, oftmals wirksamer.

In Anlehnung an die Vision, Vorarlberg bis 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu gestalten, stellt die Kinder-Unfallprävention einen Schwerpunkt dar. Kinder können noch nicht eigenverantwortlich handeln. Sie schätzen Unfallgefahren entwicklungsbedingt noch nicht richtig ein und reagieren nicht immer angemessen auf Risikosituationen. Daher sind sie darauf angewiesen, dass die Gesellschaft sie schützt. Wenn Kinder schwer verunfallen, ist dies mit besonders viel Leid verbunden.

** Die 12 Grundsätze basieren auf der Arbeit der BFU Schweiz (Beratungsstelle für Unfälle) und wurden für Sicheres Vorarlberg angepasst. Wir bedanken uns für die grenzübergreifende Kooperation!

Die Organisationsstruktur von Sicheres Vorarlberg ist der Fonds Sichere Gemeinden, der 1997 gegründet wurde. Die Finanzierung erfolgt durch die Fondspartner, die im Wesentlichen auch die Träger der Unfall-Folgekosten sind.