Sicheres Vorarlberg im Fokus

unsere mission

Rund 32.000 Verletzte müssen sich jährlich in einem Vorarlberger Spital nach einem Unfall behandeln lassen. Zu viele – wie nicht nur wir finden. Darum hat uns das Land Vorarlberg und der Gemeindeverband mit der Verhütung von Unfällen beauftragt. Durch Aufklärung und Ausbildung wird das Bewusstsein für Gefahren und Risiken in der Bevölkerung geschaffen. Die Kurse und Programme werden in Kooperation mit zahlreichen Institutionen und Expert:innen angeboten und helfen dabei, Unfälle zu verhindern.

unser Auftrag ist klar

Wir fördern die Reduktion von Unfallzahlen im Bereich aller Unfallrisiken mit den Schwerpunkten zu Hause, in der Freizeit und im Sport sowie im Straßenverkehr. Durch Aufklärung und Ausbildung wird das Bewusstsein für Gefahren und Risiken in der Bevölkerung geschaffen. Die Maßnahmen basieren auf wissenschaftlichen Studien und Experten- und Expertinnenwissen. Die Kurse und Programme werden in Kooperation mit zahlreichen Institutionen, sowie Experten und Expertinnen angeboten und helfen dabei, eine Verhaltensänderung herbeizuführen und damit Unfälle zu verhindern. Mit unserem Fachwissen unterstützen wir auch andere Institutionen und Entscheidungsträger:innen.

Wo wir uns engagieren

Wir sind in erster Linie dort tätig, wo sich viele Unfälle mit schweren Folgen ereignen. Die Basis unserer Arbeit bilden Statistiken, Expertenmeinungen, das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung und das Vernetzen mit nationalen und internationalen Partnern.

Die Kernkompetenzen von Sicheres Vorarlberg sind:

  • Entwickeln von Maßnahmen zur Unfallverhütung
  • Ausbildung
  • Beratung
  • Öffentlichkeitsarbeit
Unfallbereiche

Warum wir uns engagieren

Die Grafik zeigt in welchen Bereichen sich Vorarlberger:innen innerhalb eines Jahres verletzen. Es werden jedoch nur jene Verletzungen erfasst, die im Spital behandelt wurden. Allein in Vorarlberg ereignen sich jährlich mehr als 32.000 Unfälle und verursachen Folgekosten von 130 Mio. Euro/Jahr. Pro Jahr sind rund 150 Tote nach einem Unfall zu beklagen. Jeder fünfte Unfall mit tödlichem Ausgang ist einem Sturz geschuldet.

Als Hauptursachen für Unfälle im Freizeit- und Sportbereich gelten nach wie vor Unwissenheit und Unachtsamkeit. Selbstüberschätzung, fehlende Schutzausrüstung oder gar fahrlässiges Verhalten sind laut Statistiken Hauptursachen für Sportunfälle. Unfälle sind keine Zufälle, Unfälle lassen sich oftmals durch kleine Änderungen der Gewohnheiten, des Verhaltens oder des Bewusstseins verhindern.

Unsere Mission besteht darin, die Bevölkerung durch aufmerksam machen auf diese kleinen Änderungen, das Bewusstsein für Gefahren im Alltag, im Sport und in der Freizeit zu schärfen und zu sensibilisieren. Durch ein vorausschauendes Gefahrenbewusstsein können potenziell gefährliche Situationen erkannt werden, bevor diese eintreten.

Wichtig ist zu wissen, dass sich das Gefahrenbewusstsein situationsabhängig auf verschiedenen Entwicklungsstufen bewegen kann. So gelingt beispielsweise einem Kind in einer vertrauten Umgebung eher die Erkennung einer potenziellen Gefahr als in unbekannten oder komplexen Situationen.

Es ist nicht unser Ziel, Menschen durch Verbote und Aufzwingen von Sicherheitsmaßnahmen zu maßregeln. Vielmehr sollte sich durch Nachdenken über das eigene Risikoverhalten und durch Bewusstseinsbildung eine Risikokompetenz entwickeln, die das Verhalten jedes Einzelnen nachhaltig ändert.

Unsere Werte

Wir leben unsere Werte – Tag für Tag! Sie dienen uns als Handlungsorientierung, Verhaltensmaßstab und Entscheidungsgrundlage.

  • Neugierde – Wir interessieren uns für neue Entwicklungen und legen Wert auf Weiterbildung.
  • Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft – Wir pflegen einen freundlichen und respektvollen Umgang auf Augenhöhe, untereinander und nach außen.
  • Direktheit – Wir nennen auch unbequeme Dinge beim Namen.
  • Ehrlichkeit – Wir sagen ehrlich unsere Meinung und versprechen nicht mehr, als wir halten können.
  • Nahbarkeit – Wir tauschen uns regelmäßig intern aber auch mit externen Partnern und Partnerinnen aus und teilen unser Wissen.
  • Verbindlichkeit – Zusagen nach außen und intern werden eingehalten.
  • Ambitioniertes Arbeiten – Wir sehen uns als kreative und mutige Ideengeber und lassen uns an gemeinsam festgelegten Zielen messen.
  • Handschlagqualität – Wir arbeiten professionell und stehen offen zu Fehlern.
  • Ärmelhochkrempelnd – Wir sind authentisch: wir unterstützen, beraten und setzen unbürokratisch, unkompliziert und lösungsorientiert um.
  • Freiheiten zugestehen – Wir bevormunden andere nicht.
  • Transparenz – offene und nachvollziehbare Vorgänge.

Die 12 Grundsätze für unsere tägliche Arbeit*)

Gute Unfallprävention erzielt Wirkung und zahlt sich aus – für die Menschen und für die Wirtschaft. Erfolgversprechend sind Maßnahmen, wenn sie auf einer stringenten Strategie basieren, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen und sich an der Best Practice erfolgreicher Präventionsmaßnahmen orientieren.

Das Wesentliche jahrzehntelanger Erfahrung in der Unfallprävention fassen die „12 Grundsätze für die Praxis“ zusammen. Sie dienen uns als Kompass, wenn es darum geht, Präventionsvorhaben zu entwerfen oder zu bewerten.



		

Die meisten Unfälle gehen glimpflich aus und ziehen keine relevanten persönlichen oder volkswirtschaftlichen Konsequenzen nach sich. Diese Unfälle sollen deshalb nicht im Fokus der Prävention stehen. Kleinere Unfälle und leichte Blessuren gehören zum Leben dazu und dienen der Weiterentwicklung und Sensibilisierung („aus Fehlern lernen“). Der Fokus in der Präventionsarbeit sollte auf folgenschwere Unfälle ausgerichtet werden. Dadurch lässt sich nicht nur persönliches Leid reduzieren, auch die volkswirtschaftliche Belastung durch die Unfallfolgen nimmt ab.

Die Unfallprävention soll in erster Linie dort ansetzen, wo ein tatsächlicher Bedarf besteht – also dort, wo viele Unfälle mit schweren Folgen passieren. Wirksame Präventionsarbeit beginnt daher mit einer statistischen Analyse des Unfallgeschehens. Gleichzeitig sind fundierte Grundlagen zu den Unfallhintergründen und Expertenmeinungen unerlässlich. Trotz der Fokussierung auf das Unfallgeschehen dürfen die subjektiven Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung nicht ausgeklammert werden.

Die beschränkten Präventionsressourcen gilt es auch nach ethischen Abwägungen zu verteilen: Unfälle infolge Fremdgefährdung sollten einen höheren Stellenwert haben als Unfälle infolge Selbstgefährdung. Auch sollten freiwillig bewusst eingegangene Risiken weniger hoch gewichtet werden als unfreiwillig eingegangene. Die Abgrenzung hinsichtlich der Freiwilligkeit ist jedoch nicht immer einfach vorzunehmen und benötigt eine genauere Betrachtung.

Jede präventive Vorkehrung hat ihre Grenzen und Sicherheitslücken. Deshalb reicht eine einzelne Maßnahme oftmals nicht aus, um das gewünschte Sicherheitsniveau zu erreichen – selbst, wenn diese Maßnahme auf eine eng umgrenzte Art von Unfällen abzielt. Vielmehr gilt es, verschiedene, gut aufeinander abgestimmte Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um so eine Absicherung auf mehreren Ebenen zu erzielen. Eine Option besteht darin, dass verschiedenste Organisationen durch ihre Maßnahmen zu einem gemeinsamen Thema beitragen, um eine Mehrfachabsicherung zu gewährleisten.

Prävention sollte idealerweise Unfälle von vornherein verhindern, indem gefährliche Situationen von Anfang an vermieden werden – z. B. durch den Bau eines Radwegs oder die Förderung von Leuchtwesten. Da sich aber nicht alle Unfälle vermeiden lassen, sind auch Maßnahmen notwendig, welche die Unfallfolgen reduzieren – z. B. das Tragen eines Schutzhelms.

Die Verhaltensprävention möchte Menschen zu einem sicheren Verhalten motivieren. Aus- und Weiterbildungen sowie Sensibilisierungsaktionen versprechen Erfolg, wenn sie auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Die Verhältnisprävention zielt darauf ab, Infrastruktur, Systeme und Produkte sicher zu machen. Beide Maßnahmen sind für eine erfolgreiche Präventionsarbeit notwendig. So können eine Ampel, ein Sicherheitsgurt oder ein Radhelm nur Leben retten, wenn durch die Fahrzeuglenkenden die entsprechende Beachtung bzw. Anwendung umgesetzt wird.

Die Unfallprävention kann besonders dann eine große Wirkung erzielen, wenn sie sich an die Gesamtbevölkerung oder möglichst große Bevölkerungsgruppen richtet. So deckt das Kindersicherheitsprogramm (OBACHT), welches sich an alle Erziehungsberechtigten und Eltern von Kindern von 0-6 Jahren richtet, eine große Bevölkerungsgruppe ab. Zudem benötigt es aber auch in diesem Fall Maßnahmen, um die Hochrisikogruppen (z.B. sozial benachteiligte Gruppen) anzusprechen.

Zu den wichtigsten Handlungsfeldern in der Prävention von Verletzungen zu Hause, in der Freizeit und im Sport sowie im Straßenverkehr, gehören die Stärkung der Eigenverantwortung und des Bewusstseins der Menschen sowie die Schaffung eines sicheren Wohn- und Lebensumfelds. Der Einzelne kann selbst Verantwortung für seine Sicherheit übernehmen, wenn er über die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt. Deshalb ist es besonders wichtig, das richtige Werkzeug zur Hand zu haben, damit solche Risikoerfahrungen in einem kontrollierten Rahmen oder im Schonraum gemacht werden können, um dann im Ernstfall bewusst Entscheidungen treffen zu können.

Die Unfallprävention verspricht dann Erfolg, wenn sie auf Evidenz beruht. Dazu gehören statistische Informationen zum Unfallgeschehen, fundierte Erkenntnisse zu den Unfallursachen und Risikofaktoren sowie möglichst verlässliche wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen. Die Expertise von Fachpersonen muss diese Forschungsgrundlagen ergänzen und untermauern.

Präventive Maßnahmen stoßen in der Bevölkerung und Politik auf unterschiedliche Akzeptanz. Gleichzeitig kann die Umsetzung in technischer, finanzieller, gesetzlicher und administrativer Hinsicht viele Hürden mit sich bringen. Die Präventionsarbeit sollte sich deshalb zuerst auf breit akzeptierte und einfach umsetzbare Ansätze konzentrieren. Insbesondere bei aufwendigen und langwierigen Vorhaben müssen vorab mögliche Misserfolge und Fehlinvestitionen fundiert geprüft werden.

Unfallprävention ist ein Querschnittsthema, welches alle Lebensbereiche und -phasen umfasst. Kooperationen wirken sich positiv auf Akzeptanz und Glaubwürdigkeit von Präventionsmaßnahmen aus. Durch gezielte Partnerschaften kann zudem der Zugang zu den Zielgruppen erleichtert werden. Dadurch sind Maßnahmen, die von verschiedenen Akteuren mitgetragen werden, oftmals wirksamer.

In Anlehnung an die Vision, Vorarlberg bis 2035 zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder zu gestalten, stellt die Kinder-Unfallprävention einen Schwerpunkt dar. Kinder können noch nicht eigenverantwortlich handeln. Sie schätzen Unfallgefahren entwicklungsbedingt noch nicht richtig ein und reagieren nicht immer angemessen auf Risikosituationen. Daher sind sie darauf angewiesen, dass die Gesellschaft sie schützt. Wenn Kinder schwer verunfallen, ist dies mit besonders viel Leid verbunden.

*Die 12 Grundsätze basieren auf der Arbeit der BFU Schweiz (Beratungsstelle für Unfälle) und wurden für Sicheres Vorarlberg angepasst. Wir bedanken uns für die grenzübergreifende Kooperation!

Die Organisationsstruktur von Sicheres Vorarlberg ist der Fonds Sichere Gemeinden, der 1997 gegründet wurde. Die Finanzierung erfolgt durch die Fondspartner, die im Wesentlichen auch die Träger der Unfall-Folgekosten sind.