Blogbeitrag vom 8. Juni 2022

Einsatz aus dem Himmel

 

Über 3.700 Flugrettungseinsätze ist Artur schon geflogen, um Menschen zu retten, die im Gebirge Hilfe benötigt haben. Heute hat der Flugretter Zeit zum Verschnaufen und erzählt aus seinem Alltag – ein Auge ruht dabei auf seinem Pager.

Ich bin seit 1993, also seit 29 Jahren bei der Flugrettung und erinnere mich noch gut an einen Flugrettungseinsatz in meiner Heimatgemeinde Au. Ein Kletterer hatte sich kurz vor der Dämmerung verstiegen und ist in einer überhängenden Route an der Kanisfluh abgestürzt. Er hatte sich verletzt und kam aus eigener Kraft nicht wieder an die Wand, deswegen versuchte er verzweifelt mit dem Blitz seiner Kamera Notsignale zu senden. Zum Glück entdeckte ein Bauer das Blitzen und schlug Alarm.

Innerhalb von drei Minuten waren wir in der Luft. Die Taubergung verlangte uns einiges ab: Wir mussten unsere Kletterseile zusammenknüpfen und als ich am Seil hing, musste mich der Pilot zweimal zum Verletzten bei der überhängenden Stelle schwingen. Ich musste genau den richtigen Moment abwarten, um den Verletzten zu schnappen, das Seil abzuschneiden und mit ihm wieder hinauszupendeln. Wir hatten damals 80 Meter Seil, das ist eine ganze Menge und jeder musste genau wissen, was der andere kann und macht.

Ab Alarm sind wir innerhalb von 3 Minuten in der Luft.

Als Flugretter ist man die Schnittstelle zwischen Pilot und Notarzt, inzwischen sind wir sogar so weit, dass wir Piloten bei Notverfahren unterstützen. Auch vom Notarzt lassen wir uns einschulen: Wie sind die medizinischen Geräte zu bedienen, welche Medikamente sind wo verstaut, wie sehen die Checklisten dazu aus? Der Flugretter muss die wichtigsten Funktionen und Abläufe kennen. Ein Einsatz, der als lockerer Standard beginnt, kann innerhalb von Sekunden sehr komplex werden. Wir müssen bei jedem Einsatz Priorität auf unsere eigene Sicherheit legen. Eine Bergung aus der Luft ist kritischer als mit anderen Einsatzfahrzeugen – es ist ein Unterschied, ob ein Auto kurz den Randstein berührt oder das Rotorblatt eines Hubschraubers die Felskante streift. Das geht in 99 % der Fälle nicht gut aus. Ist das Risiko zu hoch, müssen wir andere Lösungen suchen.

Während Corona waren wir sogar seltener in der Luft, weil weniger Touristen in den Ski- und Wandergebieten unterwegs waren. Mein Appell an alle Bergsportler – ob Geübte oder Neulinge: Startet immer mit der richtigen Ausrüstung, beobachtet das Wetter und dreht im Zweifelsfall um. Ob zu Fuß, mit dem E-Bike oder mit einem Guide: Das Restrisiko ist immer verdammt hoch. Plant eure Touren gut und setzt nie eure eigene Sicherheit aufs Spiel.

Die Geschichte wurde von Veronika Mennel verfasst.

WIR ALLE SIND UNFALLPRÄVENTION
25 Jahre Sicheres Vorarlberg

Wir feiern 2022 unser 25-jähriges Bestehen und nutzen das Jahr, um das Thema Unfallprävention mehr in´s Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn jeder kann und macht Unfallprävention auf vielfältige Weise. Wir als Organisation möchten  zusätzlich anregen und unterstützend mithelfen.

Daher stellen wir euch jeden Monat eine neue Persönlichkeit vor, die ihre Geschichte erzählt. Die Geschichten über Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse zeigen, wie viel wir alle zu einem sicheren Vorarlberg beitragen können.

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