Blogbeitrag vom 7. März 2022

Gefahren vermeiden heißt auch Entwicklung bremsen.

Michael Rüscher ist Physiotherapeut und hatte gleich zu Beginn seiner Selbstständigkeit mit den Folgen eines Gleitschirmunfalls zu kämpfen. Er erzählt von seinem Erlebnis zwischen Karriereaus und Selbstheilung.

Ich hatte gerade meine erste Praxis eröffnet und vier Monate zuvor war unser erstes Kind auf die Welt gekommen. Unser Haus liegt quasi an der Paragliding-Landebahn und weil ich seit Kurzem selber fliegen durfte, wollte ich den Tag nutzen und eine Runde in der Luft drehen. Erst ging alles gut, aber der Landeanflug lief gründlich schief: Ich hatte mein Ziel schon im Blick, setzte zur Landung an und plötzlich erwischte mich eine Windböe, trug mich über ein Hausdach und ich stürzte 30 Meter in die Tiefe.

Ein Profi hätte anders reagiert, aber als Neuling hatte ich noch nicht die Routine, um mich so schnell auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Ich landete mit voller Wucht auf meiner linken Hand und erinnere mich noch gut, dass mein Handgelenk auf den Röntgenaufnahmen kaum mehr zu erkennen war. Überall Splitter. Für die Ärzte stand von Anfang an fest, dass es da nichts mehr zu retten gibt. Sie wollten die Hand versteifen, aber für mich hätte das das Ende meiner Karriere und Berufsfähigkeit bedeutet. Ich entschloss, dass eine Versteifung der allerletzte Ausweg war und startete mithilfe von Kollegen einen Selbstversuch, um meine Hand zu retten.

Der Wälder sagt: Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch für irgendwas gut ist.

Ich habe Methoden und Techniken angewendet, die ich keinem meiner Patienten zumuten würde, aber mir war klar, dass die Alternative nicht infrage kommt. Die Dynamik wurde dann von Woche zu Woche besser. Ich habe in dieser Zeit gelernt, was mit Wille und Kontinuität möglich ist.

Nur durch Dynamik entsteht Dynamik. Und das ist die Essenz der Prävention: Wer lange fit bleiben will, muss in Bewegung bleiben. Gefahren vermeiden heißt auch Entwicklung bremsen. Ein Kind, das Laufen lernt, fällt, steht auf und versucht es weiter. So funktioniert lernen, so funktioniert die Evolution. Wir müssen nur motorisch besser werden, um im Fall eines Sturzes in Balance zu bleiben und besser damit umzugehen. Es reichen schon wenige Minuten Training am Tag – auf meiner Website sind Basisübungen, die jeder jeden Tag in kürzester Zeit machen kann. Der Mensch geht meist den Weg des geringsten Widerstands und wählt den leichteren Weg. Prävention braucht wenige, aber tägliche Routinen. Steter Tropfen höhlt den Stein.

Die Geschichte wurde von Veronika Mennel verfasst.

WIR ALLE SIND UNFALLPRÄVENTION
25 Jahre Sicheres Vorarlberg

Wir feiern 2022 unser 25-jähriges Bestehen und nutzen das Jahr, um das Thema Unfallprävention mehr in´s Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn jeder kann und macht Unfallprävention auf vielfältige Weise. Wir als Organisation möchten  zusätzlich anregen und unterstützend mithelfen.

Daher stellen wir euch jeden Monat eine neue Persönlichkeit vor, die ihre Geschichte erzählt. Die Geschichten über Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse zeigen, wie viel wir alle zu einem sicheren Vorarlberg beitragen können.

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