sturzprävention hat viele gesichter
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Ergotherapeutin auf einer geriatrischen Rehabilitationsstation durfte ich viele Menschen sowohl nach Sturzereignissen als auch bei der Sturzprävention begleiten.
Oft bedeutet ein Sturz ein einschneidendes Erlebnis für den Betroffenen. So vielfältig die Sturzursachen sein können, so vielfältig sind auch die Auswirkungen. Die physischen und psychischen Folgen – auch scheinbar harmloser Stürze – können teilweise gravierend sein. Diese Folgen als Begleitperson zu erleben, ließen mein besonderes Interesse an dem Thema der Sturzprävention wachsen.
Ein Teufelskreis entsteht
Ich konnte beobachten, wie durch einen Sturz ein Teufelskreis ausgelöst wird. Eine ältere Dame ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Sie war nach einem Sturzereignis sehr verängstigt und wollte gar nicht mehr aus dem Bett aufstehen. Ihr Selbstvertrauen war stark erschüttert und führte so zu Aktivitätsvermeidung jeglicher Art.
So entstand bei der Dame dieser Teufelskreis, mittelfristig wurden so ihre motorischen Fähigkeiten und Kraft eingeschränkt. Zudem fand in weiterer Folge ein sozialer Rückzug statt. Für diese Dame war es im Sinne der weiteren Sturzprävention sehr wichtig, wieder Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu erhalten, die Angst zu reduzieren und in weiterer Folge wieder Freude an der Bewegung in ihrem Alltag zurückzuerlangen
Es hat mich auf der einen Seite sehr berührt zu sehen, wie lähmend die Angst nach einem Sturzereignis sein kann. Auf der anderen Seite freute es mich ihre Motivation zu sehen. Sie wollte wieder mobil und selbstständig werden, was sie nach einer intensiven Zeit auf der Rehabilitationsstation geschafft hat. Selbstständig und mobil ist sie in ihre Wohnung zurückgekehrt.
Höhere Akzeptanz von Hilfsmitteln durch Selbstbestimmung
Ein älterer Herr ist mir ebenso in Erinnerung geblieben, da er mir bestätigt hat, dass die Vorsorge und individuellen Möglichkeiten, Unfälle zu vermeiden, vielseitig und wichtig sind. Er wollte genaue Informationen, welche Möglichkeiten und Hilfsmittel es gibt, um eine, für ihn, sichere Lebensumgebung zu schaffen. Nach einem langen Gespräch verabschiedete er sich. Am nächsten Tag kontaktierte er mich erneut, um mir mitzuteilen, welche Hilfsmittel und Wohnraumanpassungen betreffend der Sturzprävention er für sich haben wollte. Er hatte über unser Gespräch nachgedacht und sehr genaue Vorstellungen entwickeln können, welche Angebote für ihn passend sind. Das war ein schönes Erlebnis, da die Akzeptanz für Hilfsmittel und Veränderungen natürlich viel höher ist, wenn sie selbstbestimmt ausgewählt werden.
Sturzprävention ist oft ein ebenso wichtiges Thema für Angehörige und Bezugspersonen. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist auch den Sorgen und Ängsten der Angehörigen Raum zu geben und sie gemeinsam zu thematisieren. Dann können auch sturzpräventive Möglichkeiten besprochen werden, um den größtmöglichen Nutzen zu erreichen.
MEIN FAZIT:
Sturzprävention ist oft individuell! Aus meiner Arbeit konnte ich mitnehmen, dass es nicht DIE Sturzprävention gibt. Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten und Empfehlungen, die jede für sich richtig und wichtig ist. Sturzprävention funktioniert dann am besten, wenn sie individuell ausgerichtet ist und an die Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen angepasst ist. Zudem können auch kleine Anpassungen und Veränderungen einen großen Effekt und Sicherheit im Alltag erzielen.