wie vermeide ich folgenschwere stürze bei kindern?
tipps und tricks für ein sicheres aufwachsen ohne schlimmen sturz
Stürze machen den größten Anteil aller Unfälle im Kleinkindalter aus. Viele davon gehen zum Glück glimpflich aus und ein paar kleinere Schrammen und blaue Flecken gehören zum Großwerden schließlich mit dazu. Diese verheilen meist rasch – nicht so wie jene Verletzungen, die folgenschwere Stürze nach sich ziehen.
In den ersten Lebensmonaten handelt es sich hier um Stürze vom Wickeltisch oder diversen Sitzgelegenheiten. Wird das Kind größer, handelt es sich eher um Stürze auf der Treppe, von Möbeln, aus dem Fenster oder vom Balkon. Der Kopf eines Kleinkindes ist im Gegensatz zum Erwachsenen proportional größer und schwerer als der Körper. Deshalb fallen kleine Kinder gerade bei Stürzen aus der Höhe auch meist auf den Kopf (was schwere Schädel- und/oder Hirnverletzungen nach sich ziehen kann).
Kinder lernen unglaublich schnell
Was Eltern oft nicht bedenken: In der ersten Lebensphase lernen Kinder unglaublich rasch Neues dazu. Gestern noch lag die kleine Marie ruhig auf der Couch, heute macht sie plötzlich eine unvorhergesehene Drehung. Gerade konnte der kleine Paul nur krabbeln, auf einmal winkt er seiner Mama vom Stuhl zu, auf den er gerade geklettert ist. Zudem sind Kinder unglaublich geschickt und ahmen ihre Bezugspersonen ständig nach.
An erster Stelle bei der Vermeidung von Unfällen aller Art stehen gerade bei kleinen Kindern immer die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der betreuenden Person sowie die Aufsichtspflicht. Was du zusätzlich tun kannst, um dein Kind vor folgenschweren Stürzen zu schützen, haben wir hier für dich zusammengefasst.
mit einfachen tipps können folgenschwere stürze leicht vermieden werden
- Lass dein Kind vom ersten Lebenstag an nie alleine auf dem Wickeltisch liegen und halte immer Körperkontakt (eine Hand bleibt immer beim Kind). Lass dich auch von Türglocke oder Telefon nicht ablenken.
- Bereite alles was du zum Wickeln brauchst zuerst in Griffnähe vor.
- Platziere den Wickeltisch am besten in einer Raumecke – so sind automatisch schon zwei Seiten abgesichert – oder richte dir gleich auf dem Boden einen gemütlichen Wickelplatz ein.
- Lass dein Kind nie ohne Aufsicht auf dem Bett, dem Sofa oder ähnlichem alleine.
- Gurte dein Kind in diversen Babyschalen immer an und stell diese nie erhöht (Tisch, …) ab.
- Bring sowohl oberhalb als auch unterhalb der Treppe Treppenschutzgitter an.
- Benutze auf keinen Fall Lauflernhilfen, wie Gehfrei, …
- Hochbetten sind frühestens ab dem 6. Lebensjahr geeignet. Statte aber auch dann noch das Bett mit einem hohen Seitengitter aus.
- Montiere eine standfeste Leiter. Entferne diese untertags, um v.a. auch kleinere Kinder vor „Kletterunfällen“ zu schützen.
- Verwende einen stabilen und vor allem kippsicheren Hochstuhl.
- Gurte dein Kind immer an und lass es vor allem nie unbeaufsichtigt alleine im Stuhl sitzen.
- Lass dein Kind nie unbeaufsichtigt in Räumen, in denen Fenster oder Balkontüren geöffnet sind.
- Entferne alles aus dem Fenster- und Balkonbereich, was Kinder zum Klettern animiert (Hocker, Tischchen, Regale, …).
- Du kannst Fenster auf verschiedene Arten absichern: es gibt div. Sicherheitsprodukte, versperrbare Fenstergriffe oder du kannst den Griff zwischenzeitlich ganz abmontieren.
- Sichere auch den Balkon ab. Gibt es noch horizontale Verstrebungen, so kannst du diese von innen abdecken, um ein Hinaufklettern zu vermeiden.
Kinder brauchen viel Bewegung. Dies hilft ihnen einerseits, die vielen Eindrücke des Tages zu verarbeiten und stärkt andererseits ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Art der Bewegung und die nötige Schutzausrüstung soll immer dem Alter des Kindes und je nach Umgebung entsprechend gewählt werden (von einfach zu schwer: zuerst Roller oder Laufrad, dann Fahrrad)
- Zieh deinem Kind am besten schon von klein auf den Fahrradhelm an (Helmpflicht bis 12 Jahre) und sei selbst ein gutes Vorbild.
- Biete deinem Kind verschiedene Bewegungsmöglichkeiten an, mach ihm Mut etwas auszuprobieren, schütze es aber wo nötig.
- Erklär deinem Kind auch gewisse Regeln am Spielplatz. Nimm dort vor dem Spielen den Fahrradhelm unbedingt ab und sei rücksichtsvoll mit anderen Kindern.
- Trampoline sind tolle Sportgeräte. Werden sie aber als Spielgerät verwendet, gibt es einiges zu beachten. Lies hier mehr dazu.
Mit Geduld und Aufmerksamkeit
Trotz aller Schutzmaßnahmen sind die Eltern gefragt. Sie haben die wichtige Aufgabe, ihrem Kind Gefahren aufzuzeigen. Das Gefahrenbewusstsein entwickelt sich nämlich erst im Laufe der Zeit (siehe unten).
Erkläre deinem Kind alles genau. Und dies altersentsprechend und bei Bedarf auch öfters! Denn kein Sicherheitsprodukt ersetzt die Aufsichtspflicht der Erziehungsberechtigten!
Eine Sammlung aller unserer Tipps für mehr Kindersicherheit findest du auch bei OBACHT – DAMIT ICH SICHER AUFWACHSE.
Entwicklung des Gefahrenbewusstseins
0-4 Jahre
kein Gefahrenbewusstsein vorhanden.
ab ca. 4 Jahren
langsam setzt ein erstes Gefahrenbewusstsein ein.
ca. 5-6 Jahre
Kinder können akute Gefahr erkennen, wissen aber nicht, wie sie sich davor schützen könnten.
ab ca. 8 Jahren
Kinder können allmählich Gefahren vorausschauend erkennen.
ab ca. 9-10 Jahren
Kinder entwickeln langsam ein vorbeugendes Gefahrenbewusstsein. Sie lernen, durch bewusstes Handeln gefährliche Situationen zu vermeiden.
ab ca. 14 Jahren
Meist ist erst ab diesem Alter das vorausschauende und vorbeugende Gefahrenbewusstsein komplett ausgeprägt.