Blogbeitrag vom 26. Dezember 2021

Freeriden und die Kunst Nein zu sagen

Der Moment, an dem man oberhalb eines traumhaft weißen, tief verschneiten Hanges steht. Die ersten Spuren sind bereits in die weiße Pracht gezogen. Doch es ist noch genügend freie Fläche, um ohne die anderen Linien nur zu berühren, eine wunderbare Powderabfahrt genießen zu können. Zwei Freunde stehen schon wieder bei der Liftstation unten, eine Freundin ist hinter mir am Warten.

Doch in die Vorfreude drängt sich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Nicht stark, aber es zwickt doch merklich. Ist der Hang für die heutigen Verhältnisse nicht doch etwas zu steil? Der Wind hat in der Nacht einiges an Schnee verfrachtet. Wäre es nicht besser einen Tag zu warten? Aber dann wäre der Hang wahrscheinlich komplett verspurt. Wie oft in der Saison hat man solch traumhaften Powder und ist gleichzeitig zur rechten Zeit am rechten Ort?

Von hinten verspüre ich etwas Ungeduld, denn andere FreeriderInnen rücken vom Lift her nach und der ein oder die andere fährt auch einfach mal frech vor meinen Skier rein. Ohne Rücksicht auf Verluste – schließlich will jeder was von dem weißen Glück.

Der Druck, endlich den ersten Schwung zu wagen, wird höher, das ungute Bauchgefühl allerdings bleibt.

Notfallausrüstung ist im Rucksack, LVS eingeschaltet, Airbag aktiviert. Fahren oder zurück trippeln? Nochmal überlegen: Der Hang ist immer stark befahren, Neigung ist laut Karte weniger als das Gefühl sagt, Schneemenge ist beträchtlich, aber bewegt sich noch im Rahmen. Der Bauch wird etwas „leiser“.

Entscheidung fällt, ich wage die erste Kurve, die zweite, die dritte. Nach dem anfänglichen Stocken baut sich das Tempo auf, ein Flow stellt sich ein. Es ist wie über den Boden zu schweben. Alles wird eins und zum Adrenalin gesellt sich ein Haufen Endorphine. Ein Glücksmoment. Die letzten Schwünge, das Tempo wird wieder geringer. Der Rausch wirkt nach. Was für ein Gefühl!

Am Abend in den Nachrichten: „Lawinenabgang mit verschüttetem Freerider in einem nahegelegenen Skigebiet“. Es tauchen wieder Fragen auf. Wie nah am Limit war die eigene Entscheidung? Basierte die Entscheidung auf Vernunft oder auf dem Druck von außen?

Wäre NEIN zu sagen die „richtige“ (bessere) Antwort gewesen?

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